Westliche Tatra Teil 2 - Aufstieg auf den Ostry Rohac

Tatra Osteuropa Ostry Rohac Slowakei


Die Story 

Tag 2, das Chaos hört nicht auf. Mit ein bisschen Rückenschmerzen und viel Müdigkeit stehen wir morgens auf und genießen das Frühstück der Hütte. Wir alle sind etwas perplex, da es kein Büffet gibt, so wir es bis dahin kannten, sondern nur Rührei mit ein bisschen Brot und einen Kaffee. Auch nicht schlecht, aber nicht genug für uns rauhe Burschen. Da wir jetzt 2 Tage lang ohne Zivilisation Unterwegs sein würden, mussten wir ohnehin nochmal einkaufen. Und wir verpassten unseren Bus nach Zuberec um ungefähr 30 Sekunden. Scheiße wars. Also konnten wir erst wesentlich später in die Stadt, einkaufen etc. Bis wir zurück bei der Hütte waren, war es knapp halb 3. Super Zeit um zu starten! Wenigstens hatten wir jetzt eine Wanderkarte von der westlichen Tatra dabei und konnten uns vorher noch eine Pizza reinschieben! Also machten wir uns auf den Wanderweg, der quasi direkt hinter der Hütte losging, wenn auch mit Verzögerung. Von da an ging es nonstop-bergauf. Ein schmaler Pfad, auf dem wir relativ schnell knapp 400 Höhenmeter zurücklegen.
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Der Weg zum Rakon
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Der erste Blick auf die Gipfel
Langsam geht es über die Baumgrenze, aber die Wiese begleitet uns noch weiter. Die erste Pause auf knapp 1800m. Dopaminüberflütung.


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Wir sehen das erste mal die Gipfel aus der Nähe. Der klare Himmel ermöglicht uns klaren Blick auf den Ostry Rohac, den Placlive und den Banikov. Weiter geht es über den 2064m hohen Volovec. Jetzt laufen wir direkt auf der Slowakisch-Polnischen Grenze entlang. Rechts von uns geht es sehr steil runter, das Schwindelgefühl meldet sich zum ersten mal auf der Reise. Gegen 18:00 stehen wir endlich vor dem Ostry Rohac.


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Der Weg zum Ostry Rohac
Der Plan steht schon: Auf den Gipfel, dann wieder zurück und runter auf 1700m, um dort unser Zelt aufzubauen und zu nächtigen. Den Placlive konnten wir gleich abhaken, dafür wäre die Zeit zu knapp geworden. Simon traut sich nicht auf den Gipfel, chillt am Fuß, meditiert und trinkt Schnaps mit den Wanderern die zufällig vorbeikommen. Konsi und Ich bereiten uns auf den Aufstieg vor. Für uns beide der erste richtige Gipfel und dann ist dieser nur mit Ketten gesichert. Konsi ungesichert, ich mit Klettersteig-Set machten wir uns auf den Weg. Eine Gruppe von Gamsböcken lief vor uns und zeigte uns den Pfad bis zu einer bestimmten Höhe. Ab da waren wir auf uns gestellt. Obwohl wir beide sichtlich nervös waren, ging der Aufstieg relativ locker von der Hand. Viele Stücke bei denen man ein bisschen klettern musste, aber die Stahlketten halfen da sehr gut. Unsere Rucksäcke ließen wir zum Glück bei Simon. "Diese Steine die wegrutschen klingen wie ein Grab, das sich gerade schließt". Um hier mal Konstantin zu zitieren. Nach knapp 45 Minuten erreichten wir den Gipfel, kletterten mittlerweile frei. Ein Wahnsinns-Gefühl! 2084m felsiges Monster.


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Gipfelstürmer
Wir kletterten noch ein Stück weiter, da wir offensichtlich mit Adrenalin vollgepumpt waren. Klare Sicht auf das Tal hatten wir keins, da eine große Wolke uns die Sicht versperrte. Wir machten uns wieder auf den weitaus anstrengenderen Abstieg und trafen uns unten mit Simon. Ab da nur noch 150hm Abstieg bis zu dem tollen Bergsee. Hier waren wir wirklich alleine. Keine Hütte in der Nähe. Nur wir 3 Boys, ein Zelt, mehr Nudeln mit Pesto und die schöne Jazz-Musik von Chet Baker.


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Unser Zeltplatz am unteren See
Wir verkippen aus Versehen ein paar Spaghetti und bekommen Angst vor Bären, einigen uns aber darauf, dass Bären erst ab 27 Spaghetti am Boden kommen. Unsere Lebensmittel lagern wir in dieser Nacht aus Paranoia trotzdem außerhalb des Zeltes. Der Boden war unglaublich unbequem, aber das war der Himmel voll mit Sternen und mehreren Sternschnuppen auf jeden Fall wert. Noch nie zuvor habe ich so viele Sterne gesehen. In der Ferne sah man kein anderes Licht. Da waren nur wir und die Sterne. 

Die Tour

Die Tour lässt sich leicht an einem Tag machen. Trotz des späten Starts konnten wir den Ostry Rohac noch besteigen ohne den Abstieg zum See im Dunklen zu bewerkstelligen. Auch hier erwarten euch wieder etwa 1000 Höhenmeter, diesmal aber anstregender als in der ersten Tour. Der Gipfel sieht hart aus, ist aber auch ohne Klettersteig-Ausrüstung machbar. Nur auf unnützes Gewicht solltet ihr verzichten. Die Stahlketten führen bis zum normalen Gipfel, ab da müsst ihr ohne Hilfe auskommen. Aber unterhalb von den Felsen gibt es fast immer genug Möglichkeiten, um sich in Ruhe hinzustellen. Das Wasser aus dem See konnten wir ohne Probleme zum Kochen verwenden, direkt getrunken haben wir es aber nur mit Hilfe eines Filters. Ihr solltet versuchen genug Proviant mitzunehmen, da es von hier mindestens eine Tagestour bis zur nächsten Berghütte ist. Uns wurde es beinah zum Verhängnis, dass wir zu wenig eingepackt haben.
Dazu mehr im nächsten Beitrag: https://derwanderboy.blogspot.de/2017/08/westliche-tatra-teil-3-vom-bergsee-nach.html

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